Europa

 
Älteste Belege (Felsmalereien) für den Gebrauch des Wurfholzes gibt es aus dem Jungpaläolithikum (ca. 5000-1800 v.Chr.); ab da durchgängig vorhanden bis in die vorchristliche Antike.

Im kretisch-minoischen Kreis ( ca. 2000 v.Chr.): Würdezeichen militärischer Führer. In Griechenland gebräuchliche Waffe mit der Bezeichnung „Lagobolon" = Hasenschläger, Hasenwerfer.

Für die Römer (ab ca. 500 v.Chr.) ist der Gebrauch des Wurfholzes nicht bezeugt, allenfalls bei der Landbevölkerung zur Hasenjagd. Bei der Cateia scheint es sich um eine gekrümmte Waffe mit der Eigenschaft des Wiederkehrens - also um einen Bumerang - gehandelt zu haben, die von Galliern & Teutonen (ab ca.100 n.Chr.) gebraucht wurde.

Für den Norden ist das Wurfholz für die Vogeljagd nachgewiesen, etwa zur Zeit der Goten (ab ca. 100 n.Chr.).

Nordskandinavien: Wurfholz seit der Jungsteinzeit (ca. 5000 v.Chr.) bekannt.

Ural: Funde aus der Zeit von 2000 v.Chr.

Polen: Wohl ältester Fund aus der:
 

 
"Olazowa-Höhle" in den "Polnischen Karpaten"
"Wurfversuche mit dem Jungpaläolithischen Wurfgerät aus der Oblazowa Höhle in den Polnischen Karpaten"


Er fliegt doch!

So lautet der Titel eines achtseitigen Aufsatzes von Dietrich Evers im "Archaologischen Kor respondenzblatt" des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. Evers geht zunachst auf die Fundgeschichte und die Rekonstruktion des sensationellen Stuckes ein. Schließlich faßt er die Resultate der Wurferprobungen zusammen. Dank der Fertigkeit der Museumswerkstatt existiert ein Nachbau aus Kunststoff von 800 g, mit dem Wurfversuche unternommen werden konnten. Auf verschlungenen Wegen gelangte dieses Gerät an Fridolin Frost und Eckhard Mawick. Herr Evers bat uns, da seine Kraft nicht ausreichte, nach einem säuberlich durchformulieten Programm, die Experimente in die Tat umzusetzen und zu dokumentieren.

Wir machten uns mit dem Nachbau sowie mit einem gleichermaßen gebogenen Knüppel von rundem Querschnitt (der mit Blei auf ebenfalls 800 g gebracht worden war) auf Fridolins Trainingswiese. Es herrschten mit ca. 2 bft Wind wunderbare Bedingungen. Geworfen wurde bewußt ohne Handschuh. Alle Windrichtungen wurden erprobt. Als dominierender Faktor für das Flugverhalten stellte sich bald das absolute Gewicht des Gerätes heraus. So spielte für die Zielgenauigkeit Seitenwind eine kaum merkbare Rolle, nicht einmal gegen Ende des Fluges. Linkshändige Würfe erbrachten ein ähnliches Bild. Beim weitesten Wurf (66 m) herrschte Gegenwind von etwa 3 bft. Die durchschnittliche Flugbahn bei Würfen von 45 - 51 m war aus jagdlicher Sicht geradezu ideal: Das Wurfgerät flog, aus Hüfthöhe geworfen, nicht über ca. 1,50m Höhe auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn und fiel dann regelmäßig erst auf den letzten 3 Metern plump zur Erde.

Eine von uns bei australischen Wurfhölzern nie gemachte Beobachtung wurde deutlich: Der Mammutzahn flog, seitlich gesehen, mit deutlich rückwärtsgerichteter Rotationsachse. Wir führen das Phänomen auf die spitz zulaufenden Flügelenden zurück. Diese können offenbar kaum noch aerodynamischen Auftrieb erzeugen. Australische nichtrückkehrende Wurfhölzer mit weniger spitz zulaufenden Flügelenden pflegen sich auf eine praktisch senkrechte Rotationsachse einzupendeln, wobei sie dann auch waagerecht um diese gedachte Achse rotieren. Wurfversuche mit dem gleich schweren, unprofilierten, gebogenen Holzknüppel ließen sich zwar subjektiv leichter handhaben, doch zeigt sich bald die starke Bremswirkung der stumpfen Querschnittsform. Die Flugweite von 27 m mit einer Fluggeschwindigkeit von 18,5 m/s lag deutlich unter der des Mammut- zahn-Wurfgerätes mit 50 m und 21,4 m/s. Im jagdlichen Sinne ein bedeutender Vorteil, wenn man bedenkt, daß der Knüppel überdies noch eine stark bogenförmige (ballistische) Flugbahn zeigte.

Abschließend mutmaßt Evers bezüglich des über 18000 Jahre alten Bumerangs: "Die Formung des Fundstückes läßt auf eine lange Tradition der Herstellung derartiger Wurfwaffen schliessen." Wir sind geneigt, ihm nach den verblüffenden Resultaten unserer Versuche Recht zu geben.
 

 
Deutschland: Bumerang-Fund in den:
 

 
Elbschottern bei Magdeburg (ca.800-400 v. Chr.)
Bumerang-Fund in den Elbschottern von Magdeburg

"Fundstück aus dem Elbe-Kieswerk das auf die Zeit 800-400 v.Chr."

Bumerang

Der Archäologe Dietrich Evers berichtete über ein Fundstück aus dem Elbe-Kieswerk das auf die Zeit 800 - 400 v.Chr. datiert wurde. Es handelte sich um ein bumerangförmiges Fundstück aus Esche, welches nach Rekonstruktion im Test durchaus Rückkehrqualitäten eines Linkshänderbumerangs aufweist. Somit könnte dieses Stück aus der Nähe von Magdeburg der erste "Rückkehr-Bumerang sein, der auf deutschem Boden gefunden wurde!

Evers berichtet auch wie sich der Fund genau abgespielt hat: Mit der Eimerkette eines Kiesbaggers wurde der Bumerang zufällig vom Elbgrund ans Tageslicht gebracht. Da bei solchen Arbeiten schon häufig spektakuläre Funde zu verzeichnen waren sind die Mitarbeiter des Kieswerkes angewiesen, das geförderte Material stänig zu kontrollieren und entdeckte Artefakte zu bergen. Bisher hierbei aufgefundene Holzgegenstände weisen einen sehr guten Erhaltungszustand auf, weil sie unter dem Grundwasserspiegel, unter Luftabschluß also, gelagert haben, auch wenn die Lagerungszeit Tausende von Jahren dauert.

Das Fundstuck wurde nach der C- 14-Methode altersbestimmt Die Archäologen, die es als erste begutachtet haben, bezeichnen es als ein Stück, "das man seiner Form nach am ehesten mit einem Bumerang vergleichen konnte". D. Evers hingegen ist sicher, das es sich um einen Bumerang handelt.

Material: Esche in Starke von 0,7 - 1,0 cm; Länge des erhaltenen Arms: 22,7 cm; Flügelbreite an den Enden 4,25 cm und 4,4 cm; Ellbogenbreite: 7,35 cm; Armwinkel: etwa 60°.

Erhaltungszustand:
D. Evers vermutet, daß der Bumerang absichtlich vergraben worden ist, um ein Reißen des Holzes zu verhindern bzw. um sein Eigengewicht zu vergrößern. Flugerprobung: E. Mawick und F. Frost berichten über das Ergebnis ihrer Flugerprobung. Ich selbst habe das Gerät aus 5 mm Sperrholz nachgebaut, je doch nur unter Beachtung der Umrißform. Das Profil habe ich für die Rückkehr-Erfordernisse solange verändert, bis es gefangen werden konnte.

Zu welchem Zweck?
Die Magdeburger/Hallenser Autoren neigen der Auffassung zu, es handele sich vermutlich um ein Sport- und Spielgerät. D. Evers plädiert für ein "Kultholz der Wiederkehr" und verweist auf seine bisherigen Veröffentlichungen.
 

 
Die Herkunft des Wurfholzes ist ungeklärt. Eine Übertragung aus außereuropäischen Kulturen ist unwahrscheinlich, jedoch ist eine Beeinflussung aus dem alten Orient (Vorderasien) anzunehmen.